Liebe (Feb 2022)

Lieben ist einfach. Nicht lieben ist Kampf und Krampf.

Liebe ist für mich das schönste aller Mysterien. Wenn ich liebe, dann weiss ich wer ich bin. Wenn ich liebe, dann bin ich «Ich Selbst». Dann bin «Ich Selbst» meinem Nächsten ein Geschenk. In der Liebe erkenne ich die unendliche Schönheit in allem. Und alles was im Angesicht dieser mysteriösen Schönheit noch verbleibt, ist der Wille sich dieser puren Schönheit hingebungsvoll zu schenken. Was ist es, dass ich zu schenken habe? Die Schönheit in mir. Und woher weiss ich was in mir schön ist? Durch die Liebe eines anderen, die etwas von dem geheimen und unendlichen Schönen in mir beleuchtet hat. Es scheint der Liebe Licht aus ihm auf das verborgene Schöne in mir und liebt es in mir hervor ins Bewusstsein. Wenn ich glaube diese Liebe zu verdienen, dann weiss ich fortan um diese Schönheit in mir und kann mich in diesem Aspekt selbst lieben. Wir akzeptieren die Liebe, die wir glauben zu verdienen.

Liebe ist keine Emotion oder ein Gefühl. Liebe ist ein Sinn. Wir haben tatsächlich einen Sinn namens Liebe. Was ist es, was wir mit der Liebe wahrnehmen? Es lohnt sich diese Frage zunächst für sich selbst zu kontemplieren, bevor weitergelesen wird.

Das was wir mittels des Liebessinnes wahrnehmen ist Schönheit. Zeitlose innigste Schönheit. Für die Liebe ist alles ewiglich schön. Selbst das hässlichste elendigste Gewürm ist für die Liebe wunderschön. Es ist für die Liebe wunderschön darin das zu sein was es ist. Wenn es nur ein bisschen weniger hässlich und elend wäre, wäre es nicht so perfekt in seinem Selbstausdruck.

Die Liebe will nichts, als dass sich Alles als genau das auslebt, was es seiner innersten Natur nach ist. Die Liebe weiss: Alles ist perfekt das, was es seinem eigenen Wesen nach sein kann. In jedem Moment. Alles ist perfekt was es ist. Alles hat seinen Platz. Diese Welt, von all ihrem Schmerz und Leid bis hin zu allen ekstatischen Erfahrungen der Schönheit, ist perfekt so wie sie ist. Und gäbe es sie nicht, so müsste es eine andere Welt geben, die genau so wäre wie diese.

Eine der schönsten und treffendsten Beschreibungen davon was Liebe ist, stammt für mich von Clarissa Pinkola Estes: «Love is beeing helpless to bring, do, be, the best you made of, until received the same from others.»

Im Ideal erlebe ich Liebe so. Doch wie erlebe ich Liebe in meinem alltäglichen Leben?

Liebe fordert in meinem alltäglichen Leben alles von mir. Scheitern ist mein tägliches Brot. Nichts, dass sich in Zurückhaltung übt, kann in mir jedoch langfristig überleben, wenn ich mich für die bedingungslose Liebe entscheide.

Wenn ich mich für die Liebe entscheide, wähle ich in allem zu sterben, was kein Ausdruck meines authentischen «Ich Selbst» seins ist. Wenn ich die Liebe wähle, entscheide ich mich für die völlige Heilung. Und das fragt alles von mir. 100% Selbstehrlichkeit und Mut zur Wahrheit, in jedem Moment in allen Situationen. Wenn ich jemanden wirklich 100% lieben will, dann muss ich dazu 100% «Ich Selbst» sein. Kein Quäntchen darf ich mich zurückhalten, wenn ich diesen Anspruch an mich habe. Muster und Gewohnheiten der Zurückhaltung gegenüber meinem liebenden natürlichen Sein, können in der bedingungslosen Liebe langfristig nicht überleben. Bedingungslose Liebe lässt nichts als sich Selbst in mir übrig. Doch auf dem Weg dahin ist Scheitern mein tägliches Brot. Mir gefällt das Gleichnis eines Flugzeuges, welches 98% der Zeit vom Kurs abweicht, aber sein Ziel trotzdem sicher erreicht. Entscheidend ist die Grundrichtung, die ich wähle. Ständige Kurskorrekturen gehören in meinem Alltag dazu. Lieben ist ein Drahtseilakt. Es ist dynamisch lebendig, harmonisch, stimmig und natürlich unschuldiges spielen.

Ich würde sagen: Lieben ist einfach. Nicht lieben ist Kampf und Krampf. Aber um zu der Einfachheit des Natürlichsten in uns zurückzukehren, müssen wir alles in uns loslassen, das nicht Liebe ist. Lieben ist sich Selbst zum Geschenk zu machen. Aber wir sind nur wirklich ein Geschenk für andere, wenn wir frei und unschuldig sind. Ansonsten sind wir eine Bürde und Schenken immer auch unsere Probleme. Wir schenken dann unsere Zurückhaltung. Was wir sind können wir nicht verbergen. Wir wirken mit dem, dass wir geworden sind. Alles was wir denken, sagen oder tun ist eine ununterbrochene Selbstoffenbarung dessen wer wir sind. Ich liebe so sehr, wie ich «Ich Selbst» bin.

Barry Long sagte einmal: «Geben ist Aufgeben.» Also, wenn ich mich jemand anderem geben will, muss ich alles aufgeben, dass ich nicht bin. Das beinhaltet alle Rollen, die ich im Laufe meines Lebens angenommen habe und alle Negativität sowie alle Emotionen. All das gilt es aufzugeben. Lieben heisst Alles sein zu können, und nicht nur die paar Schutzrollen hinter denen ich mich, aus Angst abgelehnt oder verletzt zu werden, verstecke. Aber wir glauben meist selbst dieses Rollenspiel und identifizieren uns mit unseren Rollen. Das gilt es aufzugeben, wenn wir lieben wollen.

Lieben fragt alles von mir. Alles was nicht Liebe ist, fragt es in mir aufzugeben. Das ist das grösste Geschenk, das ich der Welt machen kann, solange ich noch nicht genug lieben kann.

Liebe kann nichts wollen. Liebe will nicht einmal lieben. Liebe versucht nichts. Liebe kennt keine Mühe und Anstrengung. Liebe ist einfach. Sie will nicht gesehen werden, sie will keinen Eindruck erwecken, sie will nichts erreichen, sie will nicht gewinnen, sie hat keine Angst zu verlieren. Sie gibt alles hin, sie hält an keiner Erfahrung fest und sehnt sich nach keiner Erfahrung. Sie ist nicht sentimental oder persönlich. Liebe lässt alles und jeden kommen und gehen, wie es will. Liebe ist absolut still. In der Liebe gibt es keine Zeit, keinen Raum, weder Anfang noch Ende. Liebe ist ewig. Liebe hat niemals begonnen zu lieben, liebe hört niemals auf zu lieben. Was ich früher oder im letzten Moment geliebt habe ist vergangen. Für die Liebe zählt nur wie sehr ich jetzt liebe. Es gibt keine Liebeskonten auf der Liebesbank. Liebe lässt sich nicht aufsparen. Liebe kennt nur jetzt. Die Schönheit der Liebe kennt keine Grenzen. Liebe ist das Schönste an der menschlichen Erfahrung. Denn sie ist der Sinn für alles Schöne selbst. Was wären wir ohne die Liebe?

Wenn ich nicht genug lieben kann, dann löst das in meiner Seele Schmerzen aus. Seelische Schmerzen mich von meinem natürlichen wahren Selbstausdruck entfernt zu haben. Mich in Zurückhaltung geübt zu haben. Es ist der Schmerz nicht geliebt zu haben.

Wenn ich diesen Schmerz nun nicht fühlen will, so unterdrücke ich ihn oder lenke mich von ihm ab. In jedem Fall will ich ihn nicht wahrhaben und erleben. Das Ergebnis ist, es entsteht ein unterdrückter Schmerz, und das nennt man Leiden. Leiden ist ein Schmerz, gegen den ich einen Widerstand entwickelt habe. Die ungelebte Liebe wird so immer weiter unterdrückt, bis sie sich in immer heftigeren leidvollen Emotionen und schliesslich in körperlichen Schmerzen und Krankheiten manifestiert.

Der Christus empfand den Schmerz der unterdrückten Liebe der gesamten Menschheit. Aber er setzte ihm keinen Widerstand entgegen. Er empfand diesen Menschheitsschmerz und war dabei im Zustand der Ekstase. Er liess diesen Schmerz vollkommen zu. Es war für ihn ekstatisch diesen Schmerz für die gesamte Menschheit zu fühlen, da dieser Schmerz ihn einweihte, worin die Zurückhaltung der Menschheit bestand. In all ihren Einzelheiten. Daher wusste der Christus vollkommen wie die Menschheit den Weg zurück zur Liebe gehen konnte und er hat uns diesen Weg aufgezeigt und vorgelebt.

Seine Lehre ist sehr verdreht und bekämpft worden. Die Essenz wurde verschlüsselt, obwohl sie doch so einfach ist. «Werdet wie die Kinder.» Kinder sind einfach, wie sie sind. Dies haben wir verlernt. Wenn wir wieder werden, wer wir sind, dann sind wir bedingungslose Liebe. Reines Bewusstsein der Liebe. Es ist einfach, doch wie Goethe sagte: «Aber das Einfache ist eben schwer.»

Daher Ende ich mit den Worten: Lieben ist einfach. Nicht lieben ist Kampf und Krampf. Wann bist du allen Kämpfens müde und kehrst zu der einfachen Liebe zurück, die du bist?

Danke fürs Lesen.

Freiheit (Jan 2022)

Freiheit ist Freiheit von der Angst

Hermann Hesse sagte einmal zur Freiheit: «Freiheit ist Freiheit von der Angst». Wo ich frei von Angst bin, also kein zurückhalten der Liebe in mir stattfindet, sondern die Liebe sich ungehindert durch mich ausleben kann, dort bin ich frei.

In der Philosophie der Freiheit von Rudolf Steiner wird herausgearbeitet, dass Freiheit ein dualer Begriff ist, dass sie also einen Partner hat, ohne den sie nicht definiert werden kann. Der duale Partner-Begriff der Freiheit ist Liebe.

Ursache und Wirkung ist ein weiterer bekannter dualer Begriff. Ohne den Begriff Ursache lässt sich der Begriff Wirkung nicht definieren - und umgekehrt. Beide machen schlichtweg ohne den dualen Partner keinen Sinn. Duale Begriffe hängen logisch untrennbar miteinander zusammen.

Wie hängen nun Freiheit und Liebe zusammen. Nun, folgende Frage bringt Licht in den Zusammenhang: «Kann man jemanden zur Liebe zwingen?» Stelle dir diese Frage einmal selbst, bis du zu einer Antwort in dir gekommen bist, bevor du weiterliesst.

Die Antwort, nach inniger Erforschung: Nein. Zur Liebe kann man niemanden zwingen. Liebe geschieht immer aus Freiheit. Also wenn die Ursache, die mich zu einer Handlung veranlasst keine äussere Ursache ist, sondern rein im Inneren liegt, dann ist sie frei. Und die einzige Ursache die wirklich nur aus dem inneren eines Menschen kommt, ist: Liebe. Dort schliesst sich der Kreis. Liebe will nichts als Liebe. Sie ist sich selbst das Ziel. Liebe kommt aus sich selbst. Man könnte auch sagen Liebe kommt aus dem Nichts. Und wie Hegel aufgezeigt hat; das Nichts ist identisch mit Alles. Und ist nicht auch die Quelle unseres eigenen Bewusstseins dieser Raum des Nichts, oder eben des Alles.

Das Alles, das aus dem Nichts kommt, dass Alles potenziell enthält.

Nur wenn ich ungehemmt liebe, erlebe ich mich frei. Und das Hemmnis von Liebe ist die Angst. Angst ist das zurückhalten oder unterdrücken von Liebe. Sozusagen das Gegenteil von Liebe. Eigentlich ist Angst aus dem gleichen Stoff wie die Liebe. Nur ist eben so wenig von diesem Stoff vorhanden, dass es wie die Abwesenheit von Liebe erscheint. Aber in Wahrheit gibt es keine Abwesenheit von Liebe. Alles ist Liebe. Manches ist eben sehr stark zurückgehaltene Liebe. Ein Beispiel als Analogie: Es verhält sich mit der Liebe in etwa so wie mit der Kälte, die es in Wahrheit nicht gibt. Kälte ist einfach sehr wenig vorhandene Wärme. Kälte als eine Kraft existiert nicht. Es ist nur ein Gedankenkonzept. Eine weitere Analogie: Dunkelheit gibt es ebenfalls nicht, sie ist einfach sehr wenig vorhandenes Licht. Dunkelheit hat keine Realität, existiert nicht als eine Kraft. Und so existiert auch Angst nicht.

Angst ist keine Wirklichkeit, sondern eine Illusion. Es erscheint nur so als existierte sie. Angst ist keine Kraft an sich. Angst ist einfach zurückgehaltene Liebe. Alles ist Liebe in mehr oder minderem Ausmass. Folgende Frage verdeutlicht den Zusammenhang: Wie weit muss die Liebe zurückgehalten werden, bis wir sie z.B. als Wut, Verurteilung, Stolz, Hass, Neid, Gier oder eben Angst empfinden?

Alles besteht aus einer Substanz, der Liebe. So wie alle Temperaturen aus Wärme bestehen und alle Farben und Schatten aus dem gleichen Licht bestehen, so ist alles aus Liebe. Und dort wo ich mein wahres Wesen, das Liebe ist, nicht zurückhalte, dort bin ich frei, frei von allen Emotionen, um genau zu sein.

Wenn die Liebe so wie sie aus mir kommen will ungehindert fliessen darf, das ist Freiheit. Andernfalls erlebe ich Emotionen, die mir alle wie die Tankanzeige im Auto etwas mitteilen wollen: «Achtung, hier hast du deine Liebe zurückgehalten. Hier warst du nicht 100% liebend. Hier hast du dein wahres Sein nicht gelebt. Hier hast du dich nicht zu 100% geschenkt. Hier hast du wahres Sein zurückgehalten.» Wenn wir diese emotionalen Signale als das, was sie in Wahrheit sind, dankbar erkennen und annehmen, finden wir den Weg zu unserem wahren Sein wieder. Dann werden wir Weise und dann sind wir wieder ungehemmte Liebe mit viel dazugewonnener Weisheit. Das ist das Leben. Wir werden wieder das, was wir bereits sind und erlangen dabei Weisheit.

Und deshalb ist die einzige Freiheit, die Freiheit von der Angst.

Aber bloss keine Eile bitte die Angst loszuwerden, denn die Weisheit auf dem Weg zurück zur ungehemmten Lieben, die können wir nicht überspringen, sie erlangen wir dank der Angst. Und darum sind wir hier als lebender Mensch. Um Weise zu werden. Das Leben wird zum mühelosen Spiel, wenn wir die Angst vor der Angst überwinden, indem wir die Angst als unseren Lehrer in Weisheit umarmen. Dann ist Angst da, aber wir haben keine Angst vor ihr, weil wir die Liebe in ihr sehen. Wir durchschauen die Illusion. Was bleibt ist Gnade und Dankbarkeit. Wir sind frei. Wir sind immer frei.

Danke fürs Lesen.

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